Interview

Frage:
Du unterrichtest seit 4 Jahren Tango. Was hat Dich dazu gebracht, Tangolehrer zu werden?
 
Antwort:
Ich habe als Tänzer sehr gerne mit Anfängerinnen getanzt und festgestellt, wieviel Freude es mir gebracht hat, etwas vom Tango weiterzugeben.
Spaß am Unterrichten, Eingehen auf Menschen, Freude geben können, Menschen helfen, schöner zu tanzen, Talent zu unterrichten.
 
Frage:
Du hast eine zweijährige Lehrerausbildung gemacht. Das ist nicht bei allen Unterrichtenden so. Was hat für Dich den Ausschlag gegeben, eine so umfangreiche Ausbildung zu machen?
 
Antwort:
Um lehren zu lernen.
Viele Workshops sind Kurzeindrücke, es werden meistens Figuren unterrichtet in sehr komprimierter Form.
In einer Lehrerausbildung wird man von den Ausbildern viel intensiver beobachtet, korrigiert und geschult. Da habe ich die Grundlagen von Bewegung, Physiologie und Körperarbeit gelernt.
 
Frage:
Es gibt verschiedene Ansätze, Tango zu erlernen und zu unterrichten. Kannst Du etwas darüber erzählen?
 
Antwort:
Es gibt so viele Ansätze, Tango zu unterrichten, wie es Lehrer gibt. Bspw. gibt es den Ansatz alles auf der Base aufzubauen, das heißt ein fester, immer gleicher Anfang, ein immer gleiches Ende und in der Mitte eine festgelegte Folge von Schritten, eine Figur. Im Tango Argentino ist das Besondere aber, dass nach jedem Schritt etwas Unerwartetes, ganz Neues getanzt werden kann.
Tango ist immer improvisiert. Ich versuche, den Lernenden ein Fenster zur Improvisation zu öffnen.
 
Frage:
Was macht Deinen Ansatz aus und warum hast Du Dich dafür entschieden?
 
Antwort:
Ich selber habe Tango in Figuren und festgelegten Abläufen gelernt. Da ich mich noch gut erinnere, wie lange ich benötigt habe, aus diesen festen Mustern und Figuren wieder herauszukommen, steht bei mir das Erlernen der einzelnen Elemente und das möglichst kreative freie Verbinden der Elemente im Vordergrund. Das zweite Wichtige ist, den Schülerinnen und Schülern durch Übungen für den Tango wichtige Bewegungsabläufe zu vermitteln.
Dazu gehören bspw. Vor- und Rückwärtsschritt und die Drehungen mit dem ganzen Körper auszuführen.
 
Frage: welche Rolle spielen Improvisation und feste Abfolgen für Dich im Unterricht? Bevorzugst Du eine davon im Unterricht?
 
Antwort:
Anfängern fällt es zu Anfang leichter, wenn man ihnen Strukturen zur Seite stellt, bspw. Den Ocho immer nach links beginnt, aber gleichzeitig zeigt, dass auch ein Beginn nach rechts möglich ist.
Oder dass Drehungen auch ohne vorhergehende Ochos möglich sind.
Immer nach dem Motto: Es gibt keine Fehler, es gibt nur Variationen, solange man weiss, was man tut.
Ich freue mich immer, wenn ich im Unterricht Schüler etwas tanzen oder kombinieren sehe, was ich ihnen nicht gezeigt habe und was mit selber in dieser Kombination auch neu ist.
Alle Schüler werden von mir in dem ihnen eigenen Lerntempo begleitet mit der Unterstützung, die sie benötigen.
 
Frage:
Kannst Du in ein paar Stichworten sagen: Was macht für Dich einen guten Lehrer aus:
 
Antwort:
Einfühlungsvermögen, Freude am Vermitteln, die Schüler stehen im Mittelpunkt, das Ganze und vor allen sich nicht so wichtig nehmen.
Es darf durchaus viel gelacht werden im Tango!
 
Frage:
Was macht für Dich als Tänzer einen guten Tango aus?
 
Antwort:
Die Musik sagt mir, was ich tanzen soll und das Gegenüber, die Partnerin, was und wie ich tanzen darf. Und die Freude nicht vergessen.